Osttirol und der Staller Sattel

Veröffentlicht am 5. Juni 2023 um 21:38

Wenn man an Osttirol denkt, kommen einem zuerst Bergsteigen, Skifahren und Mountainbiken in den Sinn. Als Rennraddestination hat Osttirol jedoch noch nicht diesen hohen Bekanntheitsgrad. Dabei hat Osttirol eine beeindruckende Rennradtradition, die sich keineswegs verstecken muss. Der Giro d'Italia war bereits zu Gast, ebenso wie der Giro del Trentino bzw. dessen Nachfolger, die Tour of the Alps. Eine österreichische Radrundfahrt ohne Osttirol ist kaum vorstellbar und mit Felix Gall hat Osttirol sogar Österreichs bisher einzigen Straßenweltmeister (2015 Juniorenweltmeister in Richmond) hervorgebracht.

 

Diesels mal ist alles ein wenig anders. Nach dem letzen Rennen ging es für mich ein paar Tage nach Südtirol zum Entspannen. Genauer gesagt ans Ende vom Pustertal nach Spinges. Aber so, wie man mich kennt, geht es natürlich per Rad von Osttirol  nach Südtirol.

So startete ich am morgens nicht Richtung Pustertal, sondern es ging durchs Iseltal Richtung Matrei in Osttirol. Bei Huben bin ich ins schöne Defereggental abgebogen, hier geht es durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit steilen Anstiegen, wunderschönen Tälern und wahnsinnig tollen Ausblicken. Nach einer ersten Steilstufe gelangt man in ein Hochtal, bevor man den Ort Hopfgarten im Defereggental erreicht. Von dort aus geht es weiter durch eine Galerie und einen Tunnel, die nicht umfahren werden können. Es wird empfohlen, ein Rücklicht mitzuführen, um die Sicherheit zu erhöhen. Nach dem Tunnel bietet sich die Möglichkeit, einen Abstecher nach St. Veit zu machen, das über dem Talgrund liegt und einen schönen Ausblick bietet.

 

Nach St. Jakob gelangt man dann nach Erlsbach, wo der Talboden verlassen wird. Die Strecke führt zunächst durch bewaldete Hänge und später durch offenes Almgelände, bis man schließlich den Staller Sattel erreicht: den höchsten Punkt der Strecke. Auf der österreichischen Seite ist die Straße gut ausgebaut, während man in Italien auf einer schmalen und einspurigen Straße fährt. Aus diesem Grund gibt es eine Ampelregelung für den Verkehr, die die Talfahrt vom Pass sowie die Bergfahrt vom Antholzer See zeitlich begrenzt freigibt.

Die Abfahrt vom Staller Sattel bietet wunderbare Ausblicke auf die 3000er der Rieserferner-Gruppe, die das Puster- vom Zillertal trennen. Die Strecke führt hinunter zum Antholzer See, wo sich das Zentrum des italienischen Biathlon-Sports befindet. 

Dieser Streckenabschnitt bietet eine Mischung aus anspruchsvollen Anstiegen, technisch herausfordernden Passagen und beeindruckenden Landschaften. Die Fahrer werden mit unvergesslichen Ausblicken belohnt und können die Vielfalt der Natur in vollen Zügen genießen.


Von hier kann man dann links abiegen Richtung Lienz retour. Da hier auf der Hauptstraße ziemlich viel Verkehr herrscht, würde ich die Seitenstraße gleich mal links empfehlen Richtung Guggenberg, Über ein paar Serpentinen gewinnt man rasch an Höhe und kommt in Welsberg wieder herunter. Ab hier gehts dann auf dem gut ausgeschilderten Radweg Richtung Osten nach Toblach-Innchen nach Lienz.


Meine Variante ging nach rechts Richtung Olang. Bei der Abzeigung machte mir ein Baustellenschild einen Strich durch die Rechnung. Die Straße nach St. Vigl  war leider gesperrt wegen Bauarbeiten. So bin per Radweg nach Bruneck gefahren, wo auf ca. 2km der Radweg aus Schotter besteht und ein paar kleinen Tunneln. In Bruneck angekommen gings durch die malerische Stadt Richtung St. Lorenzen und weiter kurz auf der S144 wo ich gleich mal nach Montal und über eine kleine Höhenstraße nach Antermoia abgebogen bin. Hier  dann nach St. Martin in Thurn abgefahren, weil ich unbedingt die Serpentinen ausprobieren wollte. In St. Martin  umgedreht ging es dann hoch, mit Steigungen über 14 % - für mich ein Genuss, weil ich sowas liebe.

 

Während der gesamten Auffahrt fährt man immer wieder im Wechsel zwischen Wald und Wiesen und kann die bekannte tolle Bergkulisse in Südtirol genießen.
Die zweigeteilte Anfahrt (zwei Teilstücke à ca. 6 km) beginnt an der Brücke unten im Tal auf ca. 1080 m und führt zunächst angenehm durch St. Martin hindurch. Nach dem Ort nimmt die Steigung aber stark zu, und bis zur ersten Kehre darf man sich schon bei bis zu 15 % den Sonnenhang hinauf quälen. Der erste Teil des Anstiegs endet auf ca. 1550 m nach gut 6 km, bevor uns eine längere Zwischenabfahrt einige gewonnene Höhenmeter wieder raubt.


Nach der Abfahrt auf ca. 1400 m beginnt der zweite, etwas längere und etwas härtere Teil der Ostrampe.
Hier muss man auf ca. 6,5 km etwa 600 Höhenmeter überwinden, was kombiniert etwa 1070 Höhenmeter ergibt. Wieder durch schöne Wiesenhänge zieht sich die Straße. Nach ein paar Kilometer kommt das steilste Stück der Auffahrt, 16 % zeigt mein Garmin, und die nächsten zwei Kilometer bleiben hier meist in zweistelligen Bereichen. Die letzten gut drei Kilometer bis zum Joch wechseln die Prozente etwas unregelmäßiger zwischen 7 und 12 %, bis man schließlich das Würzjoch erreicht. Ab hier ging es da Richtung Brixen und danach weiter am Radweg nach Schabs/Mühlbach - die Steigung ist hier bei 5%. Von Schabs gings dann nach Spinges, über die 11 Serpentinen bei angenehmen (zum Schluss etwas zähen) 12% Steigung durch den Wald hoch.

Einer wunderschönen Strecke 165km und über 3600 hm mit wenig Verkehr.