Istria 300

Dieses Jahr nehme ich zum dritten Mal am Istria 300 teil, und es ist wirklich zu einem Höhepunkt am Ende der Saison geworden. Es geht nicht nur darum, einfach ein Rennen zu fahren, sondern es ist viel mehr ein Abschluss der Saison mit vielen Freunden, bei dem wir einfach Spaß haben und drauflos fahren. Natürlich wird hier ziemlich schnell gefahren, aber das Gute ist, dass man auf der Strecke entscheiden kann, ob man abkürzt oder die längere Variante wählt. Deshalb heißt es "Ride your Limit".
Istria300 2021
Bei der ersten Auflage im Jahr 2021 war es erst mein drittes Rennen, und ich hatte mir das Ziel gesetzt, die mittlere Distanz von 225 km und über 3000 Höhenmetern zu bewältigen. Warum nicht die 300 km? Nun, ich bin erst Ende Juni 2021 aufs Rennrad gestiegen und habe bereits den Wachau Radmarathon und den Arlberg Giro mit 150 km und 2500 Höhenmetern absolviert.
Bei der Startaufstellung um 6:20 Uhr befand ich mich in der vierten Reihe und hielt mich eher zurück, da ich noch ein blutiger Anfänger war. Als der Countdown begann, wurde ich irgendwie nervöser und fragte mich, was ich hier eigentlich tue. Pünktlich um 7:00 Uhr ging es los. Anfangs ging es langsam voran bis zum zweiten Kreisverkehr, und plötzlich wurde das Tempo immer schneller und ich war beeindruckt. Mit knapp über 50 km/h verließen wir Porec und fuhren die Hügel mit voller Kraft. So ging es weiter Richtung Vrsar, wo der erste kleine Anstieg kam. Hier konnte man sehen, wer die Kraft hatte und in der ersten Gruppe fuhr.


Ich konnte dieses Tempo nicht halten und es bildete sich eine zweite Gruppe. Aber nach etwa fünf Minuten hatten wir wieder aufgeschlossen und fuhren als großes Peloton weiter auf der Hauptstraße. Irgendwann bogen wir in eine Nebenstraße ab, es ging auf und ab, kreuz und quer. Schließlich ging es bergab und dann wieder bergauf, und das Hauptfeld wurde erneut auseinandergerissen. Irgendwann erreichten wir die erste Verpflegungsstation. Danach wurde es wieder ruhiger und wir formierten uns erneut zu einem riesigen Peloton.
Es war etwa Kilometer 70, als wir die Möglichkeit hatten, auf die Kurzstrecke abzubiegen oder auf der Mittel- und Langstrecke zu bleiben. Natürlich entschied ich mich für Letzteres und wir fuhren eine wirklich schnelle Abfahrt hinunter in einen Fjord. Unten hatten wir plötzlich starken Seitenwind, der fünf Fahrer von der rechten Straßenseite auf die linke Fahrbahn trug und sie von der Straße schleuderte. Ich selbst kämpfte darum, nicht selbst im Graben zu landen. Dann kam der Gegenwind und alle machten sich klein, niemand wollte vorne fahren. Nach etwa 4 km passierten wir eine alte Fabrik. Endlich war der Wind weg und wir konnten uns etwas erholen.


Dann kam ein kurzer Anstieg von 15 Höhenmetern, eine Serpentine und das Schild mit 18% Steigung. Hier verlor ich den Anschluss an das Feld und hatte keine Chance, mitzuhalten. Mit noch 8 Mitstreitern schafften wir es schließlich, aufzuholen, nach 3 km. Es ging langsam und lange bergab. Nach ein paar Kilometern bogen wir wieder links ab und mussten über 400 Höhenmeter im Tempo hochfahren. Niemand wollte nachlassen. Die Abfahrt war brutal, hier wären ein Gravelbike oder ein MTB die bessere Wahl gewesen. Enge Serpentinen, eine schmale, unebene und steile Straße. Endlich unten angekommen, ging es immer wieder bergauf und bergab, aber irgendwie ständig bergauf. Dann kamen wir auf Kopfsteinpflaster und erreichten eine Verpflegungsstation in Labin. Es ging weiter bergauf und bergab, ein Schotterwerk lag links von uns und wir fuhren hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Irgendwann kamen wir wieder auf die Originalstrecke der kleinen Strecke. Es ging ziemlich flach dahin, bis es wieder bergauf ging. Dann wieder bergab. Ich wusste, jetzt kommt Pazin, hier muss ich auf die 225 abbiegen. Vor mir war noch einer und hinter mir noch einer. Wir fuhren durch Pazin hindurch und plötzlich fragte einer, wo die Abzweigung sei. Ich schaute auf meinen Garmin und sagte: "Ups, wir sind vorbei, wir sind schon 500 m auf der 300-Strecke." So fuhren wir weiter und holten immer wieder ein paar Fahrer ein, die nicht mit den Führenden mithalten konnten. Aber wir wussten auch nicht, wie viele noch vor uns waren. Ich wusste nur, jetzt geht es erst richtig bergauf.
Auf den nächsten 75 km kamen fast 2000 Höhenmeter hinzu, aber woher kamen die? Beim nächsten Anstieg wusste ich es: 23 Prozent Steigung. Es war eine Qual und das sollte nicht die einzige bleiben. Kopf ausschalten und einfach weiterfahren, das war wichtig. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie oft es auf und ab ging. Irgendwo gab es noch einen harten Anstieg, der nochmal länger war. Später folgte noch eine holprige Straße bergab und bergauf. Zurück auf der Originalstrecke ging es wieder an Motovun vorbei. Die Aussicht hier war herrlich, bis es in Levade wieder bergauf ging, der letzte große Anstieg, aber dann waren es noch etwa 70 km bis zum Ziel. An der Verpflegungsstation oben gab es Nudeln mit Trüffelsoße, die rochen extrem gut. Wir füllten unsere Flaschen wieder auf und fuhren weiter nach Buje und dann weiter nach Novigrad über die Brücke in Richtung Porec. Bald hatten wir es geschafft, in der Gruppe mit 14 Mitstreitern fuhren wir Richtung Ziel. Ein Slowene startete den Sprint und ich zog mit. Im Ziel angekommen, kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Platz 18, ich war überwältigt von dieser Platzierung, einfach unglaublich.


Istria300 2022
Bei der zweiten Auflage bin ich mit dem Team House in the South & Nemec Tours gestartet. Die Tage vor dem Rennen waren ziemlich entspannt auf dem Rad und wir sind am House in the South auf Cremeschnitten vorbeigefahren. Am Renntag im Startblock 2 traf ich auf Freunde aus den 24-Stunden-Rennen wie Patrick Wagner, Mario Scherr, sowie Manfred Spatzierer und im Startblock 3 Basti. Mein Ziel war es, dieses Mal wieder die 300 km zu fahren. Aber irgendwie kam alles anders.

In der Topgruppe mit Patrick wurde uns klar, dass wir das Tempo nicht halten können. Die Saison war einfach zu lang und wir hatten Probleme mit der Luft. Es war schon zu spät, um auf die kurze Strecke zu wechseln, und der Anstieg aus dem Fjord war genauso wie im letzten Jahr. Wir kämpften uns hoch, und Patrick meinte, ich solle alleine weiterfahren, er schafft das schon irgendwie. Ich entschied mich, ihn im Windschatten mitzuziehen, solange es geht. Nach einem Berganstieg kam Mario mit einer Gruppe zu uns und schloss sich an. In Pazin bogen wir alle auf die 225 ab und hier merkte ich, dass noch etwas in mir steckte. So fuhr ich in Richtung Motovon und holte noch ein paar Fahrer ein, sogar eine Gruppe, der ich mich anschloss.



Nach der vorletzten Verpflegungsstation bemerkten wir, dass wir die Zweitplatzierte Dame in unserer Gruppe hatten. Ab diesem Zeitpunkt zählte für mich keine Platzierung mehr, auch nicht, wie schnell ich im Ziel war, sondern nur noch, Ihren Platz zu sichern.
Da es auf und ab ging, flog sie bei den Abfahrten immer wieder aus dem Feld. Ich opferte mich dann immer wieder und zog sie im Flachen wieder an die Gruppe heran. Für mich wurde es so zu einem Intervalltraining. Im Ziel verteidigte ich Ihren zweiten Platz und war mit meinem 22. Platz auf der 225-Strecke sehr zufrieden. Patrick und Mario kamen zusammen im Ziel an. Für Basti war es der erste Radmarathon mit über 200 km und 300 Höhenmetern. Manfred wagte sich doch noch auf die 300 km und hatte teilweise mit Problemen zu kämpfen.