Die Dolomitenradrundfahrt
Ein Radmarathon für Körper, Geist und Seele.
Bei diesem Klassiker mit historischen Wurzeln wird weit mehr geboten, als eine perfekte Organisation und eine sportliche Herausforderung.
Seit über 70 Jahren existiert die Dolomitenradrundfahrt und ist damit der älteste Radmarathon Österreichs! Der traditionsreiche Pedalritt rund um die wildromantischen Lienzer Dolomiten ist aber nicht nur eine sportliche Herausforderung für alle Teilnehmer, sondern auch Nahrung für Körper, Geist und Seele. Die Strecke führt durch die umweltfreundlichste Region Europas und kann vom Flair nicht so leicht getoppt werden. Tausende begeisterte Zuschauer sind am Straßenrand und teilweise spielen sogar Musikkapellen in den Dörfern zur Motivation der Radsportler! Der große Applaus für jeden Teilnehmer im Ziel in der Lienzer Altstadt und ein unvergessliches Radsporterlebnis zählen zu den bleibenden Eindrücken!
SuperGiroDolomiti
Der wohl anspruchsvollste Radmarathon im gesamten Alpenraum
Seit einigen Jahren zieht der SuperGiroDolomiti viele Extremsportler in seinen Bann. Die Strecke führt auch auf italienischen Boden und gipfelt am Monte Zoncolan, welcher schon öfters als Etappenziel vom „Giro d`Italia“ ausgewählt worden ist. Insgesamt sind bei der Extremvariante 5450 Höhenmeter und 228 Kilometer zu bewältigen.
Die Besonderheit des großen Giros merkt man, wenn unzählige Fahnen die Häuser schmücken, die Dorfbevölkerung auf der Straße steht und die Polizia Stradale mit ähnlicher Stärke auftritt als es bei einer Etappe des „Giro d`Italia“ der Fall ist. Aber auch auf österreichischem Boden erfolgt die Überwachungsarbeit der Exekutive auf höchstem Niveau! Das Organisationsteam sorgt mit über 400 Helfern und Freunden jährlich für eine perfekte Ausrichtung des Events.


Meine Entscheidung fiel vor einigen Wochen, dass ich den SuperGiroDolomiti bestreiten möchte.
Wegen einer Verkühlung und etwas Halskratzen überlegte ich, überhaupt an den Start zu gehen. 🙈😅 Als ich dann doch am Start stand, gingen mir die Gedanken durch den Kopf, es heute etwas gemütlicher anzugehen und gleich am Start das Tempo rauszunehmen ☺️. Von Lienz nach Oberdrauburg ging es im Feld schön dahin.


Über den Gailberg gings richtig los, ab hier habe dann aber schon gemerkt, dass ich das Tempo reduzieren muss wegen der Verkühlung. Ich habe super in meinen Rhythmus gefunden. So ging es Serpentine für Serpentine hoch bis auf den Sattel des Gailbergs. Der erste Anstieg von ein paar war somit geschafft. Nach einer kurzen schnellen Abfahrt hinunter, durch Kötschach-Mauthen durch, gings dann bald wieder hinauf.

Dann die Ortstafel Mauthen, ab hier ging es dann los mit der Kletterei auf den Plöckenpass. 11 km, 650 Höhenmeter mit ein paar ordentlichen Rampen.
Einer kleineren Abfahrt, folgt eine langer und steiler Anstieg bei einer Steigung von rund 13 % auf etwa einem Kilometer Länge.
Nach dem Ende dieser Qual folgen ein paar Kehren mit Aussicht, man schöpft Hoffnung, dass alles gar nicht so schlimm ist – und sieht die Ankündigung eines langen, allerdings zumindest beleuchteten Tunnels, wo ich wusste, dass hinter dem Tunnel der Pass ist.
Die Südabfahrt hat zahlreichen Kehren schöne Blicke ins Friaul. Genießen kann man die Fahrt nicht ganz, weil es ziemlich schnell runtergeht nach Paluzza, wo es dann rechts nach Ravascletto geht.

Eine leichte Steigung mit 3-4 % hoch zur Labestelle. Angekommen bei der Labstelle ging es dann wieder flott runter und dann eher flach nach Ovaro. Wichtig war es hier zu rasten, weil was dann kommt wissen nur diejenigen die den gefürchteten Zoncolan kennen.
Monte Zoncolan was/wer ist das? Die berüchtigte Bergetappe vom Giro Italia 10,2 km 1225 hm mit ⌀12,0 % Steigung
Zuerst schlängelt die Straße sanft durch die Ortschaft und gewinnt nur leicht an Höhe. Aber schon am Ende des Dorfs bekommt der Fahrer eine Ahnung von dem, was auf ihn wartet. Es geht steil bergauf bei deutlich über 10 %. Vor der Ortschaft Liariis flacht sie wieder ab: Man biegt nach rechts, die Steigung geht auf null zurück, hier beginnt offiziell die „Strada al Zoncolan“. Ab hier geht es 6 Kilometern mit 900 hm hoch also 15 %.
Der Beginn sieht nicht so steil aus. Es warnt ein sehr altes Schild vor 13 % Steigung.
4 km ab Ovaro es ist brutal irgendwann dann ein ganzer Kilometer bei 19 %
6 km ab Ovaro, die Steigung ist auf über 15 %

Und dann nimmt die Steigung noch mehr zu, einen halben Kilometer bei über 20 %, Spitze 23 %. Irgendwann zum Schluss kommen dann die Tunnel ohne Licht und die letzten Serpentinen, die dann nicht mehr ganz so steil sind. Die Labestation und ein Schlagzeuger der den Berg rockt.
"Ein Traum"

Runter geht es wieder flott, teilweise ist es zum Aufpassen, dass man bei den Kurven nicht geradeaus fährt. Unten angekommen sehe ich irgendwo vorne zwei andere Teilnehmer, die ich bald einholte. Aber irgendwie hatten die keine Lust, das nächste Feld einzuholen mit 7-10 Fahrern. Also versuchte ich alleine, das Loch zu schließen und kurz vor Palzu habe ich es dann geschafft. Hier traf ich ein paar alte Bekannte aus Osttirol und anderen Radmarathons. Somit wusste ich, in welcher Leistungsklasse die fahren. Dann der Plöckenpass von der Südseite 16,7 km 763Hm mit 12 Serpentinen und ein Auto-Stau. Wir überholten die Autos, weil für diese die Abfahrt auf der österreichischen Seite gesperrt war. Oben angekommen ging es durch die Tunnelkette runter mit über 90 km/h. In Kötschach-Mauthen biegen wir dann ins Lesachtal ab, wo wir die Labestation nicht mitgenommen haben. Die nächste kam ja in 17 km.


Bis man den höchsten Punkt vom Lesachtal erreicht sind es noch 41 km und 1250 hm zu überwinden. Es geht immer Bergauf und dann wiedermal runter. Wer jetzt keine Kraft mehr hat, für den kann das Tal ewig werden. Ab hier ging es mir dann so gut, dass ich bis zum Karititscher Sattel das Feld anführte. Ohne Problem - zwischendurch habe ich immer wieder Geschwindigkeit herausgenommen. So fuhren wir immer weiter und weiter hatten zeitweise sogar Luft zum Reden. Die Abfahrt nach dem Sattel war flott und zügig.
Als wir aus dem Lesachtal raus waren und ins Pustertal Richtung Lienz abgebogen sind, wurden die meisten Teilnehmer vom Gegenwind überrascht. Ich wusste, dass wir hier einen Gegenwind auf 26 km bis nach Lienz haben - auf dieser Strecke ist größtenteils mit Gegenwind zu rechnen. So wurde immer wieder abgewechselt vorne, und wir überholten sogar andere Teilnehmer, die alleine oder in kleinen Gruppen unterwegs waren.
1 km vor dem Zielen lauerten alle schon auf den Zielsprint. Eigentlich zu früh, aber wenn man bedenkt, dass die letzten 300 m Kopfsteinpflaster sind und hier das Überholen wirklich anspruchsvoll ist, muss man den Zielsprint schon früher absolvieren. 700 m vor dem Ziel hatte ich das Glück, dass ich aus dem Kreisverkehr heraus sprinten konnte und mich so irgendwie auf die Kopfsteinpflaster und ins Ziel rettete.
Mit einer Zeit von knapp über 8:15:07 😀 Platz 93 Overall in der Klasse M1 Platz 32.

