
PBP
Paris-Brest-Paris: Das älteste Radrennen der Welt. Mittlerweile kein Rennen mehr. PBP wird alle 4 Jahre als Brevet-Fahrt für Randounneure aus aller Welt organisiert. Mitfahren kann nur, wer sich für die Anmeldung mittels mehrerer Brevet-Fahrten qualifiziert. Insgesamt 1220 km mit 11750 Höhenmetern gilt es wahlweise in 80, 84 oder 90 Stunden zu absolvieren.
Start ist Rambouillet, über mehrere Kontrollstellen, bis nach Brest und wieder zurück – und das Ganze mehr oder weniger unsupported. Verpflegung gibt’s bei den Kontrollstellen – dort dürfen im Umkreis von 5 km auch die Begleitfahrzeuge die Randounneure betreuen. Diese sind auf der Strecke der Radfahrer nicht erlaubt, wer dagegen verstößt, bekommt eine Zeitstrafe von 2 Stunden.
Bereits bei der Anmeldung war mir klar, dass diese Strecke eine Herausforderung sein würde – ist es doch das doppelte von dem, was ich bisher an Fahrten gemacht hatte. Doch wollte ich mir diese Chance nicht entgehen lassen. „Once in a lifetime“, war mein Gedanke – wer weiß schon, was in vier Jahren ist? Also Startplatz sichern und alles weitere organisieren. Wobei den Startplatz zu sichern ja auch nicht so einfach war, weil man sich hierfür ja qualifizieren muss. In dem Jahr, in dem Paris-Brest-Paris statt findet, müssen vorab die Brevet-Serien 200-300-400 und 600 km gefahren werden. Durch den vollgepackten Terminkalender heuer, war für mich eigentlich klar, dass ich nicht teilnehmen werde. Für mich gab es nur eine Möglichkeit - den 400 und 600 Brevet an genau einem verlängerten Wochenende zu absolvieren. Aber der Gedanke, sowas zu machen, war einfach nur irre. So beschloss ich, zu Maria Himmelfahrt, die 400 km in Angriff zu nehmen. Dadurch der 400 in einer Zeit von unter 12 Stunden absolviert wurde, war ich auch ziemlich ausgelaug. Trotzdem bin dann, 2 Tage später, auf den 600 km gestartet und habe es auch geschafft. Also hieß es jetzt sofort anmelden, um einen Startplatz zu sich sichern. So wurde aus dem Gedanken, zu starten dann, irgendwann Ernst. Im Begleitfahrzeug die gesamte Ausrüstung, Verpflegung, das Werkzeug, die Ersatz-Bereifung und alles Weitere möglichst platzsparend unterzubringen – eine weitere Challenge von PBP.
Um gut eingeradelt bei PBP zu starten, und weil wir sowieso ein paar Tage vorher in Deutschland verbringen wollten, hab ich den Großteil dieser Strecke direkt mit dem Rad genommen. Um nähere Infos zu diesem Part zu bekommen, kannst du hier weiterlesen: Anreise PBP


Der Starttag


Die Zeit am Starttag verging wahnsinnig schnell. Vom Aufstehen, frühstücken, Sachen packen und Rad fertig machen – so schnell konnte ich gar nicht schauen und es ging zur Radkontrolle und schon war ich im Startblock. Im Startblock B gabs genau ein Ziel: Die 15 Minuten Vorsprung von Startblock A einzuholen. Die ersten Kilometer wurde die Geschwindigkeit von den Motorrädern noch ziemlich reduziert bis es dann richtig los ging. Über die Straßen ging es durch Wälder vorbei an Feldern auf und ab. Die Sonne strahlt und wir radelten ihr nach. Beim ersten Check-Point gings direkt durch, nur kurz Flaschen tauschen und weiter, mit einer ziemlichen kleinen Gruppe zu dritt. Die Motivation war groß, doch wusste ich, dass ich noch viele weitere km vor mir hatte – also hieß es Kraft einteilen. Nach 150km hab ich dann auf die Gruppe A aufgeschlossen und es ging dann eher gemütlich weiter. Bei der zweiten Kontrollstelle fiel mir auf, dass der Reifen vorne Luft verloren hat. Das Ersatzrad aus dem Begleitfahrzeug zu holen dauerte zu lange, also Luft rein und weiter. Diese kurze Zeit hat gereicht, um den Anschluss an die große Gruppe zu verlieren – Peter hat auf mich gewartet, wir fuhren zu zweit weiter und holten dann bei der nächsten Kontrollstelle wieder auf. Hier musste ich aber den Schlauch wechseln lassen und wir machten die erste Pause. Ab jetzt ging es dann einfach nur mehr drum in den Rhythmus zukommen.
Die Zeit verging, wir fuhren von Kontrollstelle zu Kontrollstelle, sammelten immer weiter Kilometer und Höhenmeter. Die erste Nacht fuhren wir durch – ein kurzes Powernap gabs nach 378 km. Um nicht auszukühlen bekamen Peter und ich eine Decke, so schliefen wir im Sitzen. Nach einem kurzen Powernap gings weiter – weitere 220 km bis Brest.
Neben der Strecke waren extrem viele Zuschauer. Die Leute standen vor ihren Häusern, die Kinder wollten unbedingt unsere Flaschen auffüllen, die Stimmung war Wahnsinn. Das motivierte uns zusätzlich, Kilometer für Kilometer weiterzufahren.


Das Begleitfahrzeug blieb in Carhaix und wartete dort, bis wir von Brest zurückkamen. Bei der Geheimkontrollstelle auf dem Rückweg von Brest nach Carhaix gabs ein Bier zur Stärkung. Und weiter gings. Die meisten Höhenmeter haben wir bis hierher geschafft, teilweise ging es trotzdem immer wieder aufwärts und aufwärts. Irgendwann blieben wir mal kurz bei ein paar Einheimischen stehen, wir wurden versorgt mit Wasser, Erdbeeren und Tomaten. Die Kinder freuten sich, wenn sie uns mit dem Gartenschlauch abkühlen konnten.
In der zweiten Nacht machten wir eine längere Pause. Peter hatte in Saint-Meen-le-Grand, ziemlich nahe der Strecke, ein Zimmer gebucht – dort schliefen wir für knappe 3 Stunden. Morgens um halb 7 brachen wir auf. Ziel war es, bis zum Ende des Tages im Ziel anzukommen. In der Kontrollstelle Fougères, nach 928km wurden wir mit Frühstück erwartet – „Pain Sportif“ („Sportlerbrot“) gabs mit Speck, Käse, Aufstrich und Gurke. Die 1000 km waren noch immer nicht erreicht, die Beine waren schwer, doch die Motivation war ungebrochen.
Um 23:59 Uhr erreichten wir das Ziel – gerade noch am Dienstag, wie geplant. Um diesen Erfolg zu feiern, tranken wir gemeinsam noch französisches Bier – dann hieß es Rad ins Auto und ins Motel zum Schlafen. Direkt nach PBP war ich nach wie vor der Meinung „einmal dabei zu sein genügt“.
Jetzt, einige Tage danach, steht die Motivation – Paris-Brest-Paris 2027: Ich komme!


